Le rayon vert
Éric Rohmer, France, 1986o
The young Parisian office worker Delphine has been single long enough to be pitied by everyone and is old enough to suffer unadmittedly from it. When her best friend cancels a trip together shortly before the summer holidays, Delphine embarks on a restless journey to babbling acquaintances and relatives, and only feels constantly out of place at crowded beaches and bleak mountain stations. But in the summer hustle and bustle of Biarritz, nature and the director have a little miracle in store for the young woman after the sun has already sunk into the sea: the green strip of light on the horizon that sometimes flashes up where nobody would have expected it.
Dies konnte so nur Eric Rohmer, der französische Meister der filmischen Miniaturen, der am 20. März dieses Jahres hundert geworden wäre: Vor unseren Augen verwandelt sich eine banale Geschichte voller Geplapper und schmuckloser Bilder unmerklich in filmische Poesie und einen glasklaren Befund über die Condition Humaine. Rohmers Lebensthema waren das trügerische Spiel der Gefühle und unsere endlosen Träume von einem glücklicheren Leben, die sich verwandeln und verflüchtigen, kaum meinen wir sie endlich zu greifen. In Le rayon vert, einem seiner schönsten Filme aus der Schaffensmitte, geht es um das Stigma des Alleinseins, das er in einer Reihe vordergründig trivialer Szenen von bewusster Geschwätzigkeit so beiläufig wie unerbittlich durchdekliniert. Wohin Delphine auch kommt, immer ist sie die Ausnahme von der Regel, sagt oder tut sie gerade das Falsche. Seien es die Ausreden der Schwester, die wohlmeinenden Ratschlägen der Freundinnen, die unverblümte Irritation der Bekannten über ihre Essgewohnheiten: Überall gibt man ihr (oder glaubt sie) untergründig zu verstehen, dass sie letzten Ende selber schuld an ihrem Unglück sei und die anderen lieber damit verschonen möge. Der freundliche Misanthrop Rohmer wäre freilich nicht Rohmer, würde er seiner Heldin keinen Hoffnungsschimmer am Horizont zuspielen.
Andreas FurlerThe Green Ray [is] a serious film, and a sad one, a perspicaciously empathetic study of solitude, depression and anxiety. [...] But the payoff, at once simple and utterly miraculous, will send you out of the cinema floating, and a little puzzled about how Rohmer pulls off this modest but immensely potent emotional sleight of hand. [Excerpt]
Jonathan Romney