The House That Jack Built

Lars von Trier, Denmark, France, Germany, Sweden, 2018o

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In a mesmerising career best, Matt Dillon plays failed architect turned serial killer Jack who leads us through his thought processes behind his increasingly more depraved acts of murder which he names “incidents”. As he retells his crimes to Verge (Bruno Ganz) as if they were all individual works of art in themselves, the audience is invited to question the nature of artistry, where its limits lie and when is far too far? As Jack says, “The greatest cathedrals have sublime artwork hidden in the darkest of corners for only God to see.”

Ist das noch ein Film oder schon das Dokument einer Selbsttherapie, der Aufschrei einer gequälten Seele? Der dänische Kino-Maniac Lars von Trier kämpft mit Depressionen, und all seine Ängste versucht er in der Geschichte des Serienkillers Jack (Matt Dillon) zu bannen. Dafür müssen viele Frauen (und ein paar wenige Männer) grausam gequält und getötet, Kinder erschossen, Tiere verstümmelt werden. Es scheint, als wünsche sich Trier mitsamt seinem Protagonisten selbst in die tiefste Hölle.

Tobias Kniebe

Selbstverständlich ist auch Lars von Triers neuster Film eine Provokation und stellenweise nur schwer erträglich. Aber er ist mit Matt Dillon in der Hauptrolle und vielen Nebendarstellern (auch Bruno Ganz geht auf Höllenfahrt) exzellent besetzt. Die Dämonen, die Lars von Trier bekämpft, sind seine eigenen: Hitler, Gewalt, Johann Sebastian Bach, Kampfflieger, Frauen. Das ist über zwei Stunden lang und – hier ist das verpönte Kompliment für einmal durchwegs positiv gemeint – äusserst interessant.

Matthias Lerf

Après sa trilogie "féminine", le cinéaste continue de s’affirmer comme un alchimiste médiéval, un artiste scrutant les abymes d’un monde originaire pour y retrouver l’élan pulsionnel, la formule secrète, entre kitsch et sublime, entre humour et romantisme noir, qui donnerait la clé tout à la fois d’une explication de l’Univers et de ses lois mystérieuses, ainsi que de la possibilité de sa transposition symbolique.

Jean-François Rauger

Film long, heurté, imparfait, "The House that Jack Built" n’en reste pas moins une expérience sidérante où Lars von Trier atteint finalement son but : faire émerger la grande santé nietzschéenne de l’artiste par un travail du négatif, trouver la lumière à l’intérieur du tunnel.

Murielle Joudet

Galleryo

11/28/2018
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Tages-Anzeiger, 11/26/2018
«Über die Nazis sage ich lieber nichts mehr öffentlich»

Regisseur Lars von Triers über Serienmörder, Angst und die dunklen Seiten des Menschen.

From David Steinitz

Tagesanzeiger: Glauben Sie an die Hölle?

von Trier: Huch, warum das denn?

Weil Sie Ihre Protagonisten gern Qualen leiden lassen. Im neuen Film landet ein Serienmörder sogar wortwörtlich in der Hölle.

Nun, das ist richtig. Trotzdem glaube ich selbst nicht an die Hölle, zumindest nicht im christlichen Sinn. Mein Leben ist jetzt schon die Hölle, ich wüsste nicht, wie es danach noch schlimmer kommen könnte.

Was macht Ihr Leben so unerträglich?

Es ist voller Angst, Panikattacken und Depressionen. Das geht so, seit ich sechs Jahre alt war. Seitdem muss ich damit leben – und mit den Medikamenten, die ich seit fünf Jahrzehnten nehme.

Was ist passiert, als Sie sechs waren?

Damals hatte ich meine erste Panikattacke. Ich litt auch an schwerer Migräne als Kind, musste mich ständig übergeben oder wurde ohnmächtig. Später kamen Depressionen dazu, das volle Programm. Jetzt gerade ist es wieder schlimm, vielleicht so schlimm wie noch nie.

Die Panikattacken kommen auch während des Drehs?

Natürlich. Wichtig ist nur, dass ich sie zumindest unterdrücken kann, wenn die Kamera läuft. So ist der neue Film entstanden, in ständiger Angst, und so sieht er vermutlich auch aus. Tut mir leid, dass ich hier so rumjammere.

Und die Medikamente?

Sie lindern die Probleme ein bisschen, schaffen aber auch diverse neue. Meine Psychopharmaka sind mittlerweile so hoch dosiert, dass meine Hände ständig zittern, ich kann kaum mein Handy bedienen. Ausserdem bin ich immer so müde, ich kann mich kaum wach halten.

Können Sie sich denn ablenken, schauen Sie viele Filme?

Nein. Ich schaue mir derzeit überhaupt nichts mehr an. Auch kein Fernsehen. Mir ist es einfach zu viel. Früher habe ich sehr gern Tennis geschaut, aber das geht mittlerweile auch nicht mehr. Ich kann einfach niemandem beim Verlieren zusehen. So sensibel bin ich mittlerweile. Bücher lese ich auch kaum noch.

Wie bringen Sie den Tag rum?

Mit Tagträumen.

Sind Sie ein Misanthrop?

Als junger Mann hätte ich vielleicht mit Ja geantwortet, heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Damals war ich ein grosser Strindberg-Fan. Mir hat gefallen, wie hysterisch er zwischenmenschliche Beziehungen darstellt, wie die Menschen sich selbst im Weg stehen. Da habe ich mich dann ein bisschen reingesteigert.

Ein Beispiel bitte. Wie war der junge Lars von Trier auf Partys?

O Gott, ich habe mich furchtbar angestellt. Irgendwann stand ich meist in einer Ecke, wenn ich Glück hatte, allein. Wenn ich Pech hatte, wurde ich von einer wütenden Frau angeschrien, der ich irgendeinen Unsinn erzählt hatte. Ich bin mit anderen Menschen nicht so gut zurechtgekommen. Oder ehrlicher formuliert: mit Frauen.

Woher kam diese Unsicherheit?

Das muss mit meiner Mutter zu tun haben. Sie engagierte sich politisch stark für Frauenrechte. Eigentlich eine tolle ­Sache, ich hatte nur immer das Gefühl, dass sie lieber eine Tochter ­gehabt hätte, mit der sie dieses Engagement besser ­hätte teilen können. Ich hatte als Kind ein Schuldgefühl, weil ich ein ­Junge war. Nicht gut für Beziehungen.

Litten Sie denn noch an anderen Schuldgefühlen?

Ja, leider. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich schuld am Chaos in der Welt bin, an den schlimmen Dingen, die man in den Nachrichten sieht. Keine Ahnung, wie ich darauf kam, aber es war so.

Können Sie verstehen, dass viele Zuschauer sich vor Ihren Filmen ekeln? Vor der Gewalt und den Depressionen, die bei Ihnen immer eine wichtige Rolle spielen?

Natürlich. Ich glaube, wenn ich nicht der Regisseur wäre, würde ich mir meine eigenen Filme auch nicht anschauen wollen.

Aber Sie sind nun mal der Regisseur.

Genau. Aber deshalb ist es für mich auch weniger schlimm. Wenn man die Gewalt selber herstellt, dann wird sie bei der Arbeit am Set auf rein technische Fragen heruntergebrochen. Wie viel Kunstblut brauchen wir? Sieht die Attrappe echt genug aus? Klingt das Geräusch wirklich so, als würde ein Knochen brechen? Die Gewalt wird ein Inszenierungsproblem.

«The House That Jack Built» handelt von einem fiktiven amerikanischen Serienmörder in den 70er-Jahren, der ein Haus aus Leichenteilen baut. Wie kamen Sie denn darauf?

Ich habe viel recherchiert zu dem Thema, besonders zu einem Mann namens Richard Kuklinski. Er soll zweihundert Menschen ermordet haben. Zuerst war das so eine Art Hobby für ihn, so hat er es später beschrieben. Dann wurde er als Auftragsmörder von der Mafia rekrutiert.

Was hat er genau gemacht?

Er hatte diese Höhle. Und oben an der Ecke hatte er einen Haken angebracht, an dem er seine Opfer fixiert hat. Dann hat er ausgehungerte Ratten ausgesetzt, und die haben seine Opfer langsam aufgenagt, von den Zehen aufwärts. Wie kommt man denn auf so was Perverses? Aber in Amerika muss eben immer alles grösser sein. Auch die Massenmörder.

An Massenmördern mangelt es in anderen Ländern auch nicht.

Stimmt, in Russland zum Beispiel. Mir kommt es so vor, als würden besonders grosse Länder besonders grosse Massenmörder hervorbringen.

Hm, also in Deutschland . . .

Ja, schon klar. Aber über die Nazis sage ich lieber nichts mehr öffentlich.

Wegen der Pressekonferenz beim Festival in Cannes 2011, als Sie sagten, Sie hätten ­durchaus Sympathien für Hitler.

Das war ein Witz! Okay, ein ziemlich schlechter Witz, aber es war als Satire gemeint. Ich bin doch kein Nazi! Ich habe mich dafür entschuldigt, es tut mir leid.

Waren Sie überrascht, dass man Sie in Cannes zur Persona non grata erklärt hat?

Ich hatte nicht mit dieser heftigen Reaktion gerechnet. Aber mittlerweile bin ich fast ein bisschen stolz darauf, diesen Sonderstatus bekommen zu haben.

Erst dieses Jahr waren Sie wieder in Cannes dabei.

Ja, allerdings nur mit dem Label «ausser Konkurrenz». Ich finde es sowieso komisch, einen Filmwettbewerb auszurichten. Filme sind doch viel zu unterschiedlich, um sie vergleichen zu können. Das Ganze ist absurd: Sie schauen sich ja auch nicht ein Tennisspiel und einen Hundertmeterlauf an und sagen dann, wer der beste Sportler ist.

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Video Essay: Lars Von Trier - Deconstructing Cinema
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Peter Schepelern / Louisiana Channel
en / 4/18/2018 / 25‘49‘‘

Why do we love serial killers?
Tom Head / Wisecrack
en / 11/28/2016 / 5‘29‘‘

Entretien avec Matt Dillon
/ C à Vous
fr en fr / 10/15/2018 / 22‘25‘‘

Matt Dillon dans 28 Minutes
/ ARTE
fr en fr / 11/25/2018 / 4‘33‘‘

Movie Datao

Genre
Drama, Horror
Running time
155 Min.
Original language
English
Ratings
cccccccccc
ØYour rating6.8/10
IMDB user:
6.8 (91017)
cinefile-user:
< 10 votes
Critics:
< 3 votes

Cast & Crewo

Matt DillonJack
Bruno GanzVerge
Uma ThurmanLady 1
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Bonuso

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