Milk
Gus Van Sant, USA, 2008o
When Harvey Milk moves to California with his new partner in 1973, his life has not yet left any public mark. That changes when he begins to fight against discrimination against gay people and becomes the first openly gay man to win a seat on the San Francisco City Council. In this role, the charismatic ironist becomes a popular icon, but also a controversial figure for conservatives.
Der 1930 geborene Harvey Milk, Bürgerrechtler, Kämpfer für die Gleichberechtigung queerer Menschen und bis zu seiner Ermordung im November 1978 Stadtrat von San Francisco, gilt als der erste offen schwule Politiker der USA. Weshalb schon diese Offenheit eine grosse Leistung war, macht Gus Van Sant gleich zu Beginn seines Biopics klar: Dokumentaraufnahmen zeigen Polizei-Razzien in Gay-Bars inklusive demütigender Verhaftungen – noch bis in die späten 1970er Jahre waren «homosexuelle Handlungen» in fast allen US-Bundesstaaten verboten. Ausgehend von einer Rahmenhandlung, in der Milk (Sean Penn) kurz vor seinem Tod Bilanz über sein politisches Leben zieht, zeichnet der Film dessen Entwicklung zur landesweit bekannten Symbolfigur nach: An seinem 40. Geburtstag trifft Milk in der New Yorker Subway seine neue Liebe und zieht mit Scott (James Franco) nach San Francisco. Im Arbeiterviertel Castro eröffnen sie 1973 ein Fotogeschäft, das schnell zum Szene-Treffpunkt und zum Ausgang von Milks später Politkarriere wird. Eher beiläufig und in vielen Momentaufnahmen schildert der Film die langwierige politische Aufbauarbeit; es brauchte drei Wahlkampagnen, bis Milk das Mandat im Stadtrat von San Francisco 1977 endlich gewann. Noch fesselnder ist die Zeichnung von Harveys charismatischer Persönlichkeit: Milk parierte die Häme oder Dummheit seiner Gegner mit Witz, Selbstironie und seinem umwerfenden Lächeln – sowie der Bereitschaft, sich weit über die queere Szene hinaus politisch zu verbünden. Sean Penn gewann für die Rolle 2009 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Vieles erinnert an politische Vorgänge der Gegenwart, etwa die Auftritte der christlich-bigotten Kulturkämpferin Anita Bryant mit ihren krass schwulenfeindlichen Initiativen. Angesichts von Trumps MAGA-Dirigismus, seiner Verachtung und Bekämpfung queerer Rechte und überhaupt alles «Woken» gewinnt Gus Van Sants Epochenbild gerade neue Brisanz.
Kathrin HalterGalleryo
