127 Hours
Danny Boyle, UK, USA, 2010o
In April 2003, the extreme climber Aron Ralston set off to solo Blue John Canyon in Colorado. He slipped on a loose rock and fell into a crevasse. In the accident he crushed his forearm and was stuck for 127 hours. He tried to survive without any chance of help.
127 heures est une formidable leçon de survie, une aventure humaine et spirituelle unique en son genre.
Emmanuèle FroisLe film de Danny Boyle réussit l'exploit de nous scotcher avec un huis clos quasi immobile. A une réalisation nerveuse sur une bande-son rock'n'roll, succède un suspense oppressant et captivant, où les flash-back sur le passé du héros constituent l'unique échappatoire.
Hubert LizéGalleryo
Er ist der James Dean der Neuzeit, tänzelt zwischen Schauspielerei, Studium und Kunst hin und her und spielt mit Gerüchten um seine sexuelle Orientierung. James Franco ist viel zu viel für eine Schublade.
Es gibt Typen, die kann man sich einfach nur anschauen, ohne sich dabei zu langweilen. James Franco ist so einer. Sein Lächeln brachte ihm einst den Titel «Best Smile» an der Palo Alto High School ein; nicht einmal ein Oberlippenschnauz vermag es zu verunstalten.
Mit diesem Lächeln könnte sich James Franco damit begnügen, an der Seite von Hollywood-Darlings wie Jennifer Aniston oder Kate Hudson einen seichten Film nach dem anderen zu drehen. Stattdessen küsst er die Schwulen-Ikone Harvey Milk alias Sean Penn, spielt gebrochene Typen wie Harry Osborn in «Spiderman» oder geht an seine körperlichen Grenzen wie beim Oscar-Kandidaten «127 Hours». Das tut er so gewissenhaft, wie er sein Studium in New York durchzieht. Er hat sich geweigert, wegen der Verkündung der Oscar-Nominationen in L. A. auch nur eine einzige Vorlesung sausen zu lassen. Und das, obwohl ihm die Nomination in der Kategorie «Bester Schauspieler» so gut wie sicher war.
Der perfekte James Dean
Dem breiten Publikum fiel Franco mit der «Spiderman»-Trilogie auf an der Seite von Tobey Maguire und Kirsten Dunst, in der er erst Spidermans besten Freund und später erbitterten Feind spielte. Doch in seiner bislang wichtigsten Rolle neben «127 Hours», die ihm am 27. Februar den Oscar einbringen könnte, spielte er quasi sich selber, bloss drei Generationen zuvor. Als 22-Jähriger verkörperte er den legendären James Dean in einer Biografie so authentisch, dass ihm dies einen Golden Globe einbrachte sowie je eine Nomination für den Emmy Award und den Screen Actors Guild Award. Die Auszeichnungen dürften seinen Ärger darüber, dass er extra für die Rolle mit dem Rauchen hat anfangen müssen, gelindert haben.
Aufgewachsen in Palo Alto in der Nähe von San Francisco stand James Franco dem Rebellen James Dean in nichts nach. Wegen Graffiti-Schmierereien, Diebstahls und Blechschäden wurde er mehrmals von der Polizei aufgegriffen. Er klaute etwa Parfümflakons und verkaufte sie günstiger an Mitschüler. Eine Ironie, dass er 2009 ausgerechnet als Werbegesicht für das Parfüm «Gucci by Gucci» engagiert wurde. James Franco brach die Uni nach nur einem Jahr und gegen den Willen seiner Eltern ab, weil er Schauspieler werden wollte. Anfangs musste er sich mit Hamburgerbraten und Pommes-frites-Frittieren bei McDonalds über Wasser halten – bis zu seiner ersten TV-Rolle in «Freaks and Geeks» und seinem ersten grossen Kinofilm «Whatever It Takes».
Schwul oder nicht schwul?
Seither setzte sich der 32-Jährige als Schauspieler durch, spielte an der Seite von Robert de Niro einen Drogensüchtigen und holte sich mit der «Pineapple Express» seine zweite Golden-Globe-Nomination. Den Beweis, dass es nicht nur sein Lächeln ist, weshalb er einen in seinen Bann zieht, hat er längst erbracht. Doch es sind nicht seine schauspielerischen Leistungen, die die Medien am meisten beschäftigen. «Nachdem ich ‹Milk› gedreht hatte, wollte wirklich jeder Journalist, mit dem ich sprach, von mir wissen, wie es ist, Sean Penn zu küssen», sagte Franco vor kurzem in einem Interview.
Die eigentliche Frage war jedoch: Ist James Franco schwul? Genau wie vor 60 Jahren jeder wissen wollte, ob James Dean schwul ist. Das «New York Magazine» bezeichnete ihn als «homosexuellsten Hetero», wobei sich der Autor des Artikels plötzlich nicht mehr sicher war, ob es nicht doch umgekehrt sein müsste, nachdem Franco ihm bei einem Medientermin zuzwinkerte und ihn dies völlig aus dem Konzept brachte. Der Kalifornier schürt derartige Gerüchte am liebsten selber; weil er schon drei Homosexuelle spielte, weil er sich für ein Magazin als Transvestit hat ablichten lassen oder weil er gesagt hat: «Wer weiss, vielleicht bin ich einfach schwul.» Seine langjährige Freundin, die Schauspielerin Ahna O'Reilly, scheint sich nicht daran zu stören.
Leben in der Grauzone
Die Gratwanderung zwischen Schwarz und Weiss scheint James Franco zu gefallen, auch beruflich. Der Rebell von einst hat sich zum Geschäftsmann gewandelt. 2003 gründete er eine Produktionsfirma, begann, Drehbücher zu schreiben, und führte schon bei drei Filmen Regie. Seit einer «Quarterlife-Crisis» ist er vor drei Jahren an die Uni zurückgekehrt, hat in Rekordzeit sein Literaturstudium abgeschlossen, arbeitet derzeit an seinem Doktortitel für Filmregie und kreatives Schreiben und veröffentlicht zwischendurch Kurzgeschichten. Vom Schulabbrecher zum ausgezeichneten Schauspieler zum strebsamen Studenten. «Seien wir ehrlich, als Schauspieler befriedige ich nur die Bedürfnisse des Regisseurs», sagte er in einem Interview mit der «Frankfurter Rundschau». Film sei eine Regie-Kunst. Das sei okay, er habe das zu akzeptieren. «Ich will aber mehr als das.»
Mehr heisst zum Beispiel, dass James Franco am 27. Februar bei den Oscars nicht nur im Publikum sitzen und auf eine Trophäe als bester Schauspieler für seine Rolle als Extremsportler in «127 Hours» hoffen wird. Zusammen mit seiner Schauspielkollegin Anne Hathaway wird er die Verleihung moderieren und dabei auch tanzen und singen. Die gesamte Familie soll dabei sein, die stolze Oma inklusive. Wie er das alles schafft? Franco soll eine unglaubliche Leistungsfähigkeit haben oder wie der Journalist des «New York Magazines» schrieb, eine «übermenschliche Fähigkeit, sich zu konzentrieren». Ausruhen tut sich James Franco nie, das sei unmöglich. «Ich schlafe nicht einmal gerne. Ich hab das Gefühl, es gibt viel zu viel zu tun.» Gut für alle, die ihm zuschauen können, ohne dabei müde zu werden. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)