The Angels' Share
Ken Loach, UK, France, Belgium, Italy, 2012o
Robbie a broke new father with a good heart is in serious trouble with the law. He is given a lucky break by a judge who shows mercy, granting him community service instead of jail. But thanks to a dedicated social worker who takes him to a distillery, he discovers his fine nose and a new passion: single malt whisky. In order to give his family a better future, Robbie forges an adventurous plan: Somewhere in the Scottish Highlands there is supposed to be a small barrel of the most precious whisky, which he wants to steal together with three equally desperate friends.
Aus dem bärbeissigen Klassenkämpfer Ken Loach wird langsam ein richtiger Wohlfühlfilmer. Man könnte die Nase rümpfen über das märchenhafte Heilsversprechen, das Loach für die Gesellschaftsverlierer zusammenfabuliert, doch der Film ist so süffig, dass er selbst radikalen Rationalisten das Herz erwärmen dürfte.
Andreas ScheinerEin junger, körperlich eher schmächtiger Glasgower Hitzkopf, der mit der Tochter seines Todfeinds ein Kind erwartet, wird mit drei weiteren Jugendlichen zu gemeinnütziger Sozialarbeit verurteilt. Dank eines engagierten Sozialarbeiters entdeckt er, dass er eine feine Nase für Whisky besitzt, und heckt einen verwegenen Plan aus, wie ein einziges Fass Single Malt die Tür zu einer besseren Welt aufstoßen könnte. Eine erfrischend zupackende Komödie, die dramaturgisch zwar in mehrere Teile zerfällt, aber ein so erdiges Loblied auf Solidarität und Mitmenschlichkeit anstimmt, dass man sich der beglückenden Katharsis einer späten Gerechtigkeit nicht entziehen kann.
N.N.Galleryo






«Das schmeckt wie Scheisse. Kann ich etwas Cola dazu haben?» Wer dies beim Trinken eines teuren Single Malts sagt, ist bei Whisky-Liebhabern unten durch. Der Klein-Kriminelle Robbie (Paul Brannigan) hat aber zunächst auch andere Sorgen, als sich für das schottische Nationalgetränk zu interessieren: Seine Freundin Leonie (Siobhan Reilly) erwartet ihr erstes gemeinsames Kind, weshalb er sein von Gewaltexzessen geprägtes Leben grundsätzlich ändern will. Doch guter Wille allein reicht nicht, wenn man im von Arbeitslosigkeit gebeutelten Glasgow als Vorbestrafter auf Bewährung einen Job sucht und einem die Mitglieder des rivalisierenden Familienclans an jeder Strassenecke auflauern. Jedes Vergehen würde einen längeren Gefängnisaufenthalt nach sich ziehen.
Deshalb kann Robbie von Glück sagen, dass sich der engagierte Sozialarbeiter Harry (John Henshaw) seiner annimmt. Und ihm besagten Whisky vorsetzt. Der fehlbare Jungvater beginnt sich mit dem edlen Destillat auseinanderzusetzen, und bald stellt sich heraus, über welch feine Nase Robbie verfügt. An einem Whisky-Seminar in Edinburgh, an welches er Harry begleitet, hört der junge Schotte vom legendären Single Malt «Malt Mill». Das letzte Fass des teuersten Whiskys der Welt soll in den Highlands versteigert werden, was Robbie auf eine kühne Idee bringt. Zusammen mit drei Leidensgenossen aus seiner Bewährungsgruppe will er ein paar Flaschen dieses edlen Tropfens abzapfen und mit dem Erlös die Tristesse des Glasgower Arbeiterviertels hinter sich lassen. Eine riskante Reise beginnt…
Wenn Ken Loach draufsteht, ist auch Ken Loach drin. «The Angels’ Share» wird als Komödie angepriesen – was sie auch ist –, weist aber sehr ernste Untertöne auf. Der Brite Loach («Looking for Eric», «Sweet Sixteen», «My Name is Joe») ist nicht umsonst bekannt für seine Sozialkritik. Schonungslos zeigt er die Schwierigkeit auf, in Glasgow wieder von der schiefen Bahn weg zu kommen, ist man einmal drauf geraten. Robbies Verzweiflung berührt, weshalb man auf seiner Whisky-Mission richtig mitfiebert. Man wünscht sich einfach, dass er seine kleine Familie weg von der Gewalt bringt. Bis am Ende ist man nicht sicher, ob es klappt – nicht zuletzt wegen der drei skurrilen, aber liebenswerten Figuren, mit denen Robbie sein Schicksal verknüpft. «The Angels’ Share» ist wie ein guter Single Malt: erst mit dem Abgang weiss man, wie sehr man ihn mag.
Mit dem «Anteil der Engel» sind jene zwei Prozent Alkoholgehalt gemeint, die jedes Jahr wie durch Zauberhand aus den Whiskyfässern verdunsten.