Elvis
Baz Luhrmann, Australia, USA, 2021o
The life and music of Elvis Presley on the leash of his manipulative manager Tom Parker: The plot rolls up the more than twenty-year relationship of the two men - from Presley's discovery by the then circus impresario in the early 1950s to the rise to world stardom, in which television and the reining in of Presley's unbridled sex appeal by his manager played central roles, to the disastrous chaining of the King of Rock'n'Roll to the entertainment mantles of Las Vegas. Revue also traces a piece of American music history, from the elemental power of black gospel and blues to white rock'n'roll and the symphonic feel-good sound that fills stadiums and department stores.
Seltsam: Das amerikanische Publikum und seine KritikerInnen nahmen diesen Spielfilm über einige Aspekte von Elvis Presleys Musik und Leben überwiegend positiv auf und lobten vor allem die Erzählfreude des australischen Tausendsassa Baz Luhrmann, der als Regisseur so hemmungslos aus seiner barocken Phantasie schöpfe wie in seinen Klassikern Moulin Rouge und Romeo and Juliet. Auch an den weltweiten Kinokassen bewährte sich das Biopic mit einem Umsatz von 290 Millionen Dollar und einem IMDB-Rating aus gut 200'000 Stimmen von 7.3. An den Schweizer Kinokassen brachte es der Film mit 112'000 Eintritten hingegen nur knapp über die Arthouse-Hitmarke hinaus, und die einheimische Filmkritik mäkelte mit Inbrunst: Der Film – OK, das hat was – sei mit 159 Minuten arg lang, die Pappnase von Tom Hanks als Colonel Parker zu gross, sein Spiel fürchterlich theatralisch, das Ganze eine einseitige Darstellung, die dem schillernden Phänomen Elvis nimmer gerecht werde. Halten wir dagegen: Die ausufernde Theatralik gehört zu Luhrmanns DNA, wer sie nicht mag, wird mit diesem Regisseur nie glücklich. Zudem: Welches Biopic hat je den ganzen Reichtum einer Jahrhundertfigur erfasst? Was also spricht gegen die Akzentuierung von Elvis musikalischen Urerlebnissen in den Kirchen und Clubs seines schwarzen Heimatstaates Mississippi? Und was gegen die Hervorhebung der manipulativen Tricks, mit denen ihn der Colonel viele Jahre lang auf Schmeichelkurs hielt? Beides inszeniert Luhrmann üppig. Dass die Erzählung dabei zeitweilig aus dem Ruder läuft? Nehmen wir hin, wenn es so einfallsreich daherkommt wie hier.
Andreas Furler