I Giacometti
Susanna Fanzun, Switzerland, 2023o
The rugged Swiss mountain valley of Bergell has produced an entire dynasty of artists: the Giacomettis. Alberto revolutionized the art world with his slender sculptures. Before him, his father was an Impressionist of the first order. What makes this valley the birthplace of so many artists? The film follows the traces of this remarkable family.
Fällt der Name Giacometti, so denken heute die meisten wohl an den Jahrhundertkünstler Alberto (1901-1966), den Schöpfer spindeldürrer Menschenfiguren (und eines ebenbürtig ausgemergelten Hundes), von denen einige Prachtsexemplare etwa im Zürcher Kunsthaus zu bestaunen sind. KunstliebhaberInnen allerdings wissen, dass Alberto nur das berühmteste von vier Geschwistern war, die als Malerin (Ottilia), als Bildhauer und Designer (Guido) und als Architekt (Bruno) alle herausragten, während ihr Vater Giovanni und ihr Onkel Augusto in ihrer Zeit des Spätimpressionismus und des Jugendstils zu den bedeutendsten Malern zählten. Noch eindrücklicher ist diese Ballung von Talent, wenn man bedenkt, dass die Giacomettis die Welt von einem der abgelegensten Bünder Bergtäler her, dem Bergell, eroberten. Das Verdienst von Susanna Fanzuns schönem und aufsschlussreichen Dokumentarfilm ist, dass für einmal das ganz Familiengefüge inklusive Giovannis Ehefrau Annetta und dem Heimatdorf Stampa ins Zentrum rückt. Unvermeidlich geht das auf Kosten jeder und jedes Einzelnen, selbstverständlich würde man gern noch mehr erfahren über die Geschwister-, Generationen- und Geschlechterverhätnisse der Giacomettis. Doch eindrücklich schält der souverän fotografierte und flüssig montierte Film das Klima der geistigen Freiheit heraus, der diesen künstlerischen Exploit ermöglichte. "Ab von der Welt" aufzuwachsen oder zu leben, kann der Herausbsbildung künstlerischer Eigenständigkeit offensichtlich föderlich sein.
Andreas Furler