Les âmes soeurs

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Mit Les âmes sœurs legt André Téchiné einen Film über Inzest vor, der nie aufhört zu beginnen. Zur Eröffnung Mali, das in wenigen Einstellungen abgehandelt wird: Kinder, Soldaten, eine Explosion. Noch kein Kino, sondern einfach, wie man sagt, "eine Kontextualisierung". Der Film beginnt erst einige Minuten später wirklich, in Frankreich an einem Flussufer, als Jeanne erfährt, dass ihr Bruder David, ein Leutnant der in Mali stationierten französischen Streitkräfte, eines der Opfer des Anschlags ist und im Koma liegt. Er liegt im Pariser Invalidendom im Krankenhaus und erwacht während eines Besuchs seiner Schwester, die sich daraufhin aus der Erzählung zurückzieht, bis David wieder zu sich kommt. Nun ja, nicht wirklich. Denn der Soldat leidet, wie einer der Ärzte sagt, an "Gedächtnisstörungen". Davids Körper wird von allen möglichen Maschinen untersucht, darunter auch Téchinés Kamera, die auf seiner verletzten Haut verweilt. Sobald der Held (immer noch ohne Gedächtnis) aus dem Krankenhaus entlassen wird, beginnt der Film abermals. Neuer Schauplatz (die Landschaft der Pyrenäen, gefilmt auf eine Weise, die den regionalen Fremdenverkehrsämtern nicht missfallen würde), neue Behandlung des Sujets: Wie baut David seine Identität wieder auf? Nicht mehr mit Hilfe der Ärzte, sondern mit jener des Regisseurs von Les roseaux sauvages,, der deren Aufgabe übernimmt: den Protagonisten während seiner Rekonvaleszenz zu begleiten. Schliesslich die Figuren: Während sie ihren Bruder pflegt, muss sich Jeanne ihrerseits neu aufbauen und der Versuchung der wieder aufkommenden inzestuösen Liebe widerstehen. Am Ende schwimmen der Bruder und die Schwester gemeinsam im Meer, versöhnt, wie es scheint. Eine Wiedergeburt? Der Film hat nicht aufgehört, neu anzufangen.