Le consentement

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In ihrem autobiografischen Buch Le Consentement von 2020 beschuldigte die französische Verlags-Lektorin Vanessa Springora den französischen Schriftsteller Gabriel Matzneff, mit ihr in den 1980er-Jahren eine sexuelle Beziehung unterhalten zu haben; Springora war damals 14-jährig, der nachweislich pädophile Autor fünfzig (in Frankreich beträgt das Schutzalter 15 Jahre). Seine pädophilen Fantasien und Taten schilderte Matzneff in zahlreichen Büchern, auch die «himmlische Liebe» zu Springora verwandelte der Autor in schwülstige Prosa. Nun hat die französische Regisseurin Vanessa Filho das Buch – autorisiert von Springora – verfilmt, mit Kim Higelin als kindlich Verführter, mit Jean-Paul Rouve als hoch manipulativem Verführer und Laetitia Casta als überforderter Mutter. Letzte findet sich bald einmal mit dem – in der Verlagsbranche damals weit herum tolerierten – Verhältnis ab; der Mann hat schliesslich renommierte Literaturpreise gewonnen. Natürlich stellt sich die Frage, ob der erschütternde Stoff einer Verfilmung bedarf; die Szenen zwischen dem verunsicherten und nach Anerkennung flehenden Mädchen und dem geradezu furchterregend selbstbezogenen und besitzergreifenden Matzneff sind teils quälend mitanzusehen, doch nicht voyeuristisch. Sehenswert ist der Film vor allem für jene, die sich für den gesellschaftspolitischen Hintergrund der Affäre interessieren – und damit für jene speziell französische Ausprägung von Libertinage, über die man immer noch ungläubig staunt, gerade weil sie dermassen passé ist. Die Diskussion um die Freiheit von Kunst jedoch geht nicht nur in Frankreich weiter.