Poor Things
Yorgos Lanthimos, USA, Ireland, UK, 2023o
In the Victorian era, young Bella Baxter is brought back to life by a mad scientist after a suicide attempt, endowed with the brain of her unborn baby and educated as a blank slate according to his wishes. A younger doctor and co-caregiver is to become her husband, but when Bella discovers sexuality as an anarchic and sportive permanent pleasure, she sets off on a journey of discovery from Lisbon to Alexandria alongside a windy lawyer, which ends in a Parisian brothel. In the process, she is mostly helped and sometimes hindered by the fact that she knows no social conventions and is blunt when it comes to naming inconvenient truths.
Yorgos Lanthimos (The Favourite) erweckt mit dieser feministischen Frankenstein-Variation nach dem gleichnamigen Roman von Alasdair Gray eine Frauenfigur zum Leben, die so belustigt wie verstört: Bella Baxter (Emma Stone) ist ein – sehr schnell – lernendes Kleinkind im Körper einer erwachsenen Frau, das völlig schamfrei nach dem Lustprinzip lebt. Geschaffen vom sanftmütigen frankensteinschen Chirurgen Godwin Baxter (Willem Dafoe), macht sich das rotzfreche und intelligente Wesen daran, seinen Körper und alsbald die Welt zu erkunden. Bella verlobt sich mit einem windigen Anwalt (Mark Ruffalo) und geht mit ihm auf Weltreise. «Furious jumping», Bellas Ausdruck für gymnastischen Sex, findet sie eine Weile lang interessant, dann wird sie ihres Gemahls überdrüssig und zieht selbstständig weiter, bevor sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Erzählt wird die grotesk überhöhte Emanzipationsgeschichte als barockes, auch barock ausuferndes, Märchen. Das ist visuell betörend und originell, auch wenn die Fantastik bisweilen in Kitsch umschlägt. Am meisten beeindruckt aber Emma Stone, die auch als Produzentin fungiert: Die amerikanische Schauspielerin verkörpert die Heldin als eine Mischung aus Punk und Prinzessin: Verblüffend, fesselnd, grossartig.
Kathrin HalterGalleryo










