Do Not Expect Too Much from the End of the World
Radu Jude, Romania, Croatia, 2023o
Overworked and underpaid, Angela drives around the city of Bucharest to film the casting for a 'safety at work' video commissioned by a multinational company. When one of the interviewees reveals the company’s liability in his accident, a scandal erupts.
Sein neuer Film handle von «Arbeit, Ausbeutung, Tod und der neuen Gig-Economy», so der rumänische Autorenfilmer Radu Jude, der bei uns spätestens seit Bad Luck Banging or Loony Porn für seinen satirischen Biss und exentrische Titel bekannt ist. Und tatsächlich, Do Not Expect too Much from the End of the World ist ein bitterböser Film, der in grotesk-realistischen Episoden von grotesk ungerechten Verhältnissen erzählt. Er handelt von Angela, die als Fahrerin für eine rumänische Werbefilm-Agentur arbeitet. Diese wiederum dient einer österreichischen Firma zu, die Werbevideos für Arbeits- Schutzkleidung drehen lässt. Die notorisch überarbeitete und schlecht bezahlte «Assistentin» sucht an ihren 16-Stunden-Tagen Opfer von Arbeitsunfällen auf, um mit ihnen kurze Casting-Videos zu drehen, von denen sich diese etwas Geld erhoffen. In diese schwarzweiss gefilmte Haupthandlung montiert Jude sinnfällig Ausschnitte aus einem (farbigen) Spielfilm von 1981 über eine Taxifahrerin im kommunistischen Rumänien. So düster Rudes Geschichten aus dem heutigen, kapitalistisch entfesselten Rumänien sind – sein Roadmovie durch Bukarests Strassen bietet immer wieder Situationskomik. Das liegt auch an der Protagonistin, die das Geschehen laufend mit sarkastischen Kommentaren versieht, wenn sie nicht gerade ungerührt sexistische Tiktok-Videos in der Rolle eines Andrew-Tate-Imitators dreht. Ein Höhepunkt sind die Szenen mit Nina Hoss, die die österreichische Auftraggeberin mit so beiläufiger Ignoranz spielt, dass einem die Luft wegbleibt.
Kathrin Halter