Antier noche
Alberto Martín Menacho, Switzerland, Spain, 2023o
In this small village in Extremadura, population has been declining since the 1960s, driven away by unemployment. Alberto Martín Menacho returns to this region he knows intimately, and together with local youths, spins stories in a reality suspended between tradition and modernity, human and animal, between a thousand-year-old oak tree and Tinder. A strikingly graceful debut film.
Das Leben auf dem Lande wird in Antier noche nicht verherrlicht, nicht der urbanen und konsumorientierten Lebensweise als romantisches Gegenstück gegenübergestellt. Trotzdem entwirft der in Südwestspanien gedrehte Dokumentarfilm des gebürtigen Madrilenen Alberto Martín Menacho, der an der Kunsthochschule Genf studiert hat, ein recht poetisches Bild einer abgeschotteten, mehrheitlich bäuerlichen Lebenswelt mit all ihren eigenen Regeln, Rhythmen und Routinen. ProtagonistInnen sind nicht nur vier Heranwachsende, von deren Gegenwart und Zukunftsträumen der Film berichtet, sondern auch Esel, Hunde, Kaninchen, Kühe, Schafe und Schweine. Obwohl Vieles im Film, der bereits eine stattliche Festivalkarriere hinter sich hat, die Zeichen einer ethnografischen Beobachtung trägt, macht Antier noche kein Hehl daraus, das Einiges auch inszeniert ist: Er setzt mit einer Castingsituation ein (ja, sowas gibt es auch im Dokumentarfilm), in der geeignete ProtagonistInnen für den Film befragt werden. Auch der künstlerische Formwille – etwa lange Brennweiten, welche die Figuren stark von ihrem unscharfen Hintergrund trennen, und elegante Kamerabewegungen – ist deutlich, stellenweise auch überdeutlich zu spüren.
Till Brockmann