La prodigiosa trasformazione della classe operaia in stranieri
Samir, Switzerland, 2023o
The history of labor migration from Italy and other southern countries to Switzerland from the post-war period to the present day: with the help of historical witnesses, archive material, private family photos and animations, director Samir traces how Switzerland, its political forces, trade unions and the population dealt with the dilemma that the country needed cheap labor but rejected their culture for a long time. The Iraqi-Swiss director also revisits parts of his own biography.
Die banale These hinter dem umständlichen Titel, die überfrachtete Eröffnung, bei der zu viele Protagonisten zu kurz kommen, der saloppe Umgang mit Archivmaterial, das technisch unbedarfte Voice-over und der Drang des Regisseurs zur Selbstdarstellung, schliesslich die aseptischen, teilweise dümmlichen autobiographischen Computeranimationen ... Vieles an diesem Dokumentarfilm des irakischstämmigen Zürchers Samirs wirkt unausgegoren. Der lange Mittelteil jedoch ist informativ und spannend. Im Gefolge von Klassikern wie Siamo Italiani und Cercamo per subito operaii ... rollt er die Geschichte der italienischen Arbeitsmigration in die Schweiz seit den 1950er Jahren auf und belegt mit eindrücklichen Statements und Zeitdokumenten den haarsträubenden Umgang der Schweiz mit ihren "Gastarbeiter:innen". Hemmungslos ausgebeutet und als Manövriermasse für Konjunkturschwankungen eingesetzt, wurden sie von breiten Bevölkerungsschichten mit rassistischen Vorurteilen eingedeckt und auch von den Gewerkschaften nur zögerlich unterstützt, weil letztere in den ausländischen Arbeitskräften Konkurrenz zu ihrer einheimischen Klientel sahen. Auch der Umschlag von der Ausbeutung und Ablehnung der Italianità zu ihrer Umarmung und Integration ab den 1970er Jahren wird prägnant, wenn auch knapper belegt, bis der Film im Schlussteil über die globalisierte Arbeitsmigration wieder zum dokumentarischen Stenographieren übergeht: im grossen Ganzen anregend, im Einzelnen diskutabel.
Andreas Furler