A Resilient Man
Stéphane Carrel, France, UK, 2024o
At the height of his career, dancer Steven McRae, first soloist with the Royal Ballet in London, injures his Achilles tendon and collapses on stage. His career seems to be over. But after a two-year break, he begins a special program, accompanied by his trainers and the company's medical team. Despite all adversity, Steven McRae wants to return to the stage and dance the most prestigious roles in the repertoire once again.
Auf seinem T-Shirt steht «Discipline ist not a dirty word», und was wir in diesem Dokumentarfilm über den ersten Solotänzer des Londoner Royal Ballett zu sehen bekommen, ist tatsächlich ein Extrembeispiel dafür, was eiserner Wille möglich macht: 2019 bricht Steven McRae mit gerissener Achillesferse mitten in einer Vorstellung zusammen, wird sofort operiert und kann ein Jahr lang kaum gehen. Dann beginnt der 34-Jährige, assistiert von einem medizinischen Team, ein knallhartes Aufbautraining. Der Film zeigt die Stationen dieser Rückkehr in den Olymp der Tanzkunst, inklusive Rückschlag. Dabei erfahren wir beiläufig, dass dieser Unfall eine Vorgeschichte hatte, wie sehr Adrenalin Schmerzen betäubt, welche Rolle Medikamente spielen und wie die Sucht nach ganz oben den pausenlos geforderten Körper auslaugt. Auch ein paar private Szenen mit der Ehefrau, der früheren Solotänzerin Elizabeth McRae, und den drei kleinen Kindern werden eingebaut. Man hätte diesem grossartigen Tänzer aus Australien, der mit 17 den Prix de Lausanne gewann, zwar eine subtilere Regie gewünscht. Der Franzose Stéphane Carrel, der 2011 ein Porträt über den Designer Paul Smith drehte, zeigt McRae gern in Grossaufnahmen im Gegenlicht, und oft hören wir statt originaler Tanzmusik einen dramatischen Soundtrack. Dabei wäre diese Überinszenierung gar nicht nötig, denn Momente wie jener, in dem McRae nach der ersten Vorstellung seines Comebacks trunken vor Glück und Erleichterung mit Kollegen zusammensitzt, sprechen für sich. Für Ballett-Fans ist der Film ein Must.
Kathrin Halter