Bird
Andrea Arnold, France, USA, UK, 2024o
12-year-old Bailey lives with her single dad Bug and brother Hunter in a squat in North Kent. Bug doesn’t have much time for his kids, and Bailey, who is approaching puberty, seeks attention and adventure elsewhere.
Nach Fischen und Kühen erweitert sich das Bestiarium der britischen Filmemacherin Andrea Arnold (Fish Tank, Cow) um Vögel. Der Titel Bird passt gut zur Figur eines Teenagermädchens aus einem Arbeitervorort, das bereit ist, sich ins Leben zu stürzen, aber nicht weiss wie. Die Aufgabe ist tatsächlich nicht leicht: Mehr oder weniger auf sich allein gestellt, zwischen einem recht sympathischen, aber oft drogenbenebelten Vater und einer Mutter unter dem Einfluss eines gewalttätigen Partners, muss Bailey mit ihren 12 Jahren viel auf sich nehmen und ohne einen anderen Guide als sich selbst durchs Leben gehen. Bis zu dem Tag, an dem sie diesen seltsamen Typen mit dem Vogelkopf kennenlernt, der auf mysteriöse Weise in ihrem Viertel mit den heruntergekommenen Hochhäusern gelandet ist, ständig abzuheben scheint und so fern von jeder englischen Arbeiterrealität ist wie der deutsche Schauspieler Franz Rogowski (Undine), der diese schwierige Rolle souverän ausfüllt – während die Regisseurin tatsächlich aus diesem Umfeld stammt. Mehr wollen wir über diesen unglaublichen Film nicht verraten, höchstens noch dies: Er vereint Gewalt und Wohlwollen, Grau und Farben, Scheisse und Fantasie zu einem raffinierten Cocktail aus Sozialchronik und magischem Realismus, für den nur Andrea Arnold das Rezept kennt.
Émilien Gür