Hôtel Silence
Léa Pool, Canada, Switzerland, 2024o
Jean, in his fifties, has lost his lust for life. He leaves Canada for a faraway country, somewhere in Europe. A beautiful place to end his days, he thought. But that was without counting on the formidable resilience of the inhabitants and residents of the Hotel Silence.
Nach siebenjähriger Pause kehrt die kanadisch-schweizerische Filmemacherin Léa Pool (Emporte-moi) mit einer Romanverfilmung zurück, die wie ein Vermächtnis wirkt: Ein Mann in schwerer Sinnkrise reist in ein Land, das gerade einen Krieg hinter sich hat, und will sich dort das Leben nehmen. Seine Begegnung mit den jungen Hotelbetreiber:innen, die schon viel gesehen haben, bringt ihn von seinen dunklen Gedanken ab. Mehr noch: Indem er da und dort mit anpackt an einem Ort, an dem alles neu aufgebaut werden muss, findet er wieder Freude am Leben. Mit seiner sanften Didaktik und seiner Figur eines weissen Mannes, der einer notleidenden Bevölkerung zu Hilfe kommt, scheint Léa Pools neues Werk aus einer anderen Zeit zu stammen. Man könnte sagen, dass es mit dem Schauplatz des heruntergekommenen Hotels denselben altmodischen Charme teilt. Dennoch ist keine Nostalgie im Spiel: Der unerschütterliche Glaube der Regisseurin an einsame Cowboys, die Gutes tun wollen, berührt, weil der Film entgegen seiner schematischen Anlage musikartige Momente reiner Emotionalität schafft. So vermittelt allein schon ein Schwenk über eine verschneite Landschaft die Melancholie des Protagonisten, der anfänglich so leer ist wie das Land vor seinen Augen. Wenn Nüchternheit eine Tugend ist, weiss man zudem auch die Sparsamkeit der Mittel zu schätzen, mit denen das vom Krieg zerstörte Dorf inszeniert wird. Die meisten Szenen wurden in der Schweiz und in Frankreich gedreht und können deshalb nur schwer das Ausmass der Zerstörungen erfassen. Dies hat zur Folge, dass die Geschichte an einem Ort zu spielen scheint, den so nur das Kino schaffen kann. Gerade dadurch bekommt diese Erzählung über die Kraft der Regeneration einen universellen Ton.
Émilien Gür
