The Raft
Marcus Lindeen, Denmark, Sweden, 2018o
In the summer of 1973, five men and six women embarked on a 101-day scientific sea-adventure, drifting on a small raft named 'Acali' across the Atlantic. In an experiment initiated by Mexican anthropologist Santiago Genovés, the project's aim was to explore the origins of violence and the dynamics of sexual attraction.
Das Acali-Experiment von 1973 war äusserst seltsam, weil es vor allem vom Weltbild und den Vorurteilen des Forschers geprägt wurde, weswegen es sich wiederum vorzüglich für einen äusserst witzigen Dokumentarfilm eignet.
Murièle WeberMarcus Lindeen livre un tissu de reconstitutions et des témoignages aussi pittoresques que bouleversants, détournant avec ingéniosité le but originel de l’expérience pour se concentrer sur l’impact individuel de cette épreuve d’isolation et de promiscuité.
Valentin CarréLes témoignages actuels sont appuyés par de nombreuses vidéos d'époque tournées sur le radeau. Ces vignettes éloquentes sur les liens qui unissaient (et unissent encore) les passagers de l'Acali, ne donnent pas une réponse définitive aux interrogations de Santiago mais proposent une plongée édifiante dans les coulisses de cette folle épopée.
Jean-Baptiste TourniéCe documentaire d’une grande originalité cache une fable pleine d’un espoir inespéré.
Frédéric StraussGalleryo
«The Raft» erzählt von einem Sozialexperiment, das unter sehr skurillen Bedingungen stattgefunden hat.
Sie denken, «Big Brother» oder «Das Dschungelcamp» seien Ende der Neunzigerjahre erfunden worden? Da kennen Sie wahrscheinlich das Acali-Experiment aus den Siebzigern noch nicht. Zu diesem wurde der mexikanische Anthropologe und Gewaltforscher Santiago Genovés inspiriert, als er 1972 eine Flugzeugentführung miterlebte. Voller Begeisterung studierte er die Beteiligten des Vorfalls und wie sie sich in dieser Stresssituation verhielten. Und er beschloss, die Umstände nachzustellen, weil es ihm persönlich so viel Spass gemacht hatte.
Deswegen suchte er sechs junge, hübsche Frauen und fünf Männer, die mit ihm auf einem kleinen Floss in drei Monaten den Atlantik überqueren sollten. Er hoffte, dass sich die Teilnehmer bald an die Gurgel gehen würden und er diese Gewaltausbrüche – abgeschottet von der Zivilisation ohne Einmischung – würde studieren können. Um sicherzustellen, dass die Situation auch sicher eskalieren würde, dachte er sich einen besonders perfiden Plan aus: Er gab den Frauen auf dem Floss mehr Macht als den Männern. Der Kapitän war zum Beispiel eine schwedische Blondine und der Arzt eine anpackende Israelin.
Neue Freund- statt Feindschaften
Auf dem Kahn, von den Medien 1973 «Sexfloss» getauft, passierte dann aber – nichts. Die Männer und Frauen aus verschiedenen Ländern verstanden sich grossartig. Trotz der beengten Verhältnisse und der fehlenden Privatsphäre war der Umgang respektvoll. Es entstanden neue Freundschaften, die Leute bildeten eine friedliche Gemeinschaft.
Das wiederum konnte Genovés nicht akzeptieren. Deshalb begann er damit, die Teilnehmer gegeneinander aufzustacheln. Und dann geschah das, wovon wahrscheinlich so mancher gebeutelte Dschungelbewohner heimlich träumt: Es wurde ein Mord geplant. Allerdings nicht innerhalb der Gruppe, sondern an Genovés, der das Leben der Probanden mit immer perfideren Störmanövern in immer grössere Gefahr brachte.
«The Raft» ist ein äusserst lustiger Dokumentarfilm, wenn er leider auch einige Längen hat. Besonders die Nachstellungen wären nicht immer nötig gewesen, da es vorzügliches Originalfilmmaterial gibt. Die Geschichte aber zeigt, wie das Weltbild und die Vorurteile eines Wissenschaftlers eine Studie verfälschen können. Die Studienobjekte jedenfalls hatten eine grossartige Zeit, der Wissenschaftler weniger.