The Song of Mary Blane
Bruno Moll, Switzerland, 2019o
The Swiss painter Frank Buchser was sent to the USA in 1866 to paint a large painting of the “Heroes of the Civil War” for the future Council of States Hall in Bern. Initially, Buchser diligently portrays the politicians and generals in the spirit of his clients. More and more, however, he became interested in the Indians expelled to the reservations and the living conditions of the slaves who had just been freed.
Bruno Moll (Pizza Bethlehem) erzählt Buchsers Vita anhand von dessen Tagebucheinträgen. Zudem ist der Filmemacher an die Schauplätze von damals gereist und kontrastiert diese Aufnahmen mit Gemälden und Archivfotos. Spannender als das Visuelle ist in Molls Dokumentarfilm jedoch die Erzählebene, die das faszinierende Bild eines schillernden Charakters entstehen lässt.
Regula FuchsGalleryo
Der Schweizer Frank Buchser war eine schillernde Figur. Er reiste 1866 in die USA – und malte sozialkritische Bilder.
Im Jahr 1858 stand Frank Buchser vor den Toren von Fès, einer Stadt, die zu betreten damals für Christen verboten war. Verkleidet als Einheimischer, staunte der Schweizer Maler über die Ursprünglichkeit des marokkanischen Alltags, die er da antraf. Und regte sich auf über die Ungerechtigkeit der Sklaverei. Er sollte ihr später in Amerika wieder begegnen.
Buchser, geboren 1828 im solothurnischen Feldbrunnen, reiste 1866 in die USA, mit einem Auftrag des Bundesrats in der Tasche. Für das neu errichtete Bundeshaus sollte der Künstler ein Wandgemälde erstellen, das die Sieger des amerikanischen Bürgerkriegs zeigte. Allerdings porträtierte er nicht nur Generäle und Politiker, sondern auch Schwarze und Indianer. Wie auf dem Gemälde «The Song of Mary Blane», das einen schwarzen Sänger und sein Publikum bei einem Picknick zeigt.
Dass einer, der im Herzen ein Konservativer war, Sympathien entwickelte für die Unterprivilegierten, ist für die damalige Zeit bemerkenswert; das ist der Kern von Bruno Molls Dokumentarfilm. Und doch erliegt der Regisseur nicht der Versuchung, den brüchigen Charakter Buchsers glätten zu wollen – denn der Maler ging beispielsweise mit seinen Frauenbekanntschaften nicht nur pfleglich um.
Bruno Moll («Pizza Bethlehem») ist für seinen Film an die Schauplätze von damals gereist und kontrastiert diese Aufnahmen mit Buchsers Gemälden und Archivfotos. Immer wieder rückt Moll zudem eine Hand ins Bild, die zeichnet – eine visuelle Verlegenheitslösung. Viel spannender ist dagegen das, was anhand von Buchsers Tagebucheinträgen erzählt wird. Darin werden erstaunliche Episoden aus Buchsers Vita lebendig, und es entsteht das faszinierende Bild einer schillernden Figur.