La fortuna di essere donna
Alessandro Blasetti, France, Italy, 1956o
A photographer is forlorn when the model that he helped make famous becomes involved with a wealthy lothario
Alessandro Blasetti, der in den 1930er Jahren dem faschistischen Regime nahestand, war in den 1940er Jahren beteiligt am Aufschwung des Neorealismus, bevor er in den 1950er Jahren der italienischen Komödie ihren Adelsbrief verlieh. In diesem Jahrzehnt erfand er eines der charismatischsten Paare der Filmgeschichte: Sophia Loren und Marcello Mastroianni, die zum ersten Mal in Peccato che sia una canaglia (1954) zusammenkamen. Der zwei Jahre später erschienene Film La fortuna di essere donna brachte die beiden italienischen Sexsymbole erneut zusammen: Die schöne Antonietta ist ohne ihr Wissen beim Richten ihrer Strümpfe fotografiert worden und findet sich am nächsten Tag auf dem Titelblatt eines auflagenstarken Magazins wieder. Antonietta sieht darin eine Chance, ihre Schauspielkarriere zu starten und will das Beziehungsnetz des Fotografen nutzen, den sie aufgespürt hat. Dieser ist jedoch möchte sie lieber durch anzügliche Fotos berühmt machen. Die leichte Komödie thematisiert ironisch die Macht der Bilder in einer Gesellschaft, die sie gierig konsumiert, und enthüllt bösartig die Kehrseite der Unterhaltungsindustrie. Sophia Loren, naiv und selbstbewusst zugleich, bewegt sich mit Nonchalance in dieser Welt, in der nur der Schein zählt. Mastroianni verhält sich opportunistisch in einem Milieu, in dem Ehrlichkeit verpönt ist. Vier Jahre später vertraute Federico Fellini dem Schauspieler eine ähnliche Rolle als Paparazzo an, die ihn zur Legende machte. Sieben Jahre nachdem Sophia Loren fast nackt vor Mastroianni posiert hatte, zog sie sich unter der Regie von Vittorio De Sica vor ihm aus, in einer Striptease-Szene, die ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist. All dies ist im Keim in La fortuna di essere donna enthalten, den man gerne mit dem Untertitel „Die Geburt zweier Stars“ versehen würde.
Émilien Gür