Polenta
Maya Simon, Switzerland, 1980o
Jules and Hector live in a snow-covered cabin. Two sisters have found shelter in another hut. The film begins after one of the sisters died and deals with the relationship between these three people. Dreams, visions, memories brighten up the time that is eaten up by the dogged activity of survival.
In einem kalten, verschneiten Niemandsland stehen sich zwei kleine Holzhütten gegenüber (obwohl man sie nie zusammen im Bild sieht): Die eine bewohnen zwei Männer mittleren Alters, die andere zwei Mädchen, von denen eines gleich zu Beginn stirbt. Die drei übriggebliebenen Figuren statten sich gegenseitig Besuche ab, helfen sich, streiten, laden sich zum Essen ein und bilden eine Gemeinschaft, obwohl jeder auch für sich selbst bleibt. Basierend auf einem Roman von Jean-Marc Lovay, der auch das Drehbuch schrieb, wiederholen sich in einer beckettschen Konstellation Handlungseinheiten, Gesten und Dialoge. Die Figuren scheinen in einem Zustand dauernder Rastlosigkeit, ihre Gemütszustände schlagen schnell um, von Zuneigung in Wut, von träumerischer Passivität in Momente eifrigen Tuns. Und das Tatsächliche vermischt sich mit Projektion und Erinnerung. Regie in diesem ungewöhnlichen existentialistischen Kammerspiel führte Maya Simon, Tochter des bekannten welschen Schauspielers François Simon (an dessen Seite sie auch in Tanners Charles mort ou vif auftrat) und damit auch Enkelin des monstre sacré des französischen Kinos, Michel Simon. Die Arbeit mit den Schauspieler:innen (Bruno Ganz, Jean-Marc Stehlé und die unbekannte, aber überzeugende Kinderdarstellerin Aude Eggimann) steht dann auch im Zentrum von Simons Regie. Daneben ist, beispielsweise in der kontrapunktischen Musik, das Kino der siebziger Jahre und der Sowjetunion zu spüren, wo Maya Simon die Filmausbildung absolvierte.
Till Brockmann