The Great Gatsby

Baz Luhrmann, USA, Australia, 2013o

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Would-be writer Nick Carraway leaves the Midwest and comes to New York City in the spring of 1922, an era of loosening morals, glittering jazz, bootleg kings, and sky-rocketing stocks. Chasing his own American Dream, Nick lands next door to a mysterious, party-giving millionaire, Jay Gatsby, and across the bay from his cousin, Daisy, and her philandering, blue-blooded husband, Tom Buchanan. It is thus that Nick is drawn into the captivating world of the super rich, their illusions, loves and deceits. (Press release Warner Bros.)

Kaum zu glauben, aber man wünscht sich die ADHS-Ästhetik der Überreizung zurück, die Regisseur Baz Luhrmann («Moulin Rouge») bisher ausgezeichnet hat. In seiner Adaption von F. Scott Fitzgeralds Klassiker nämlich weichen die mit Hip-Hop und üblen 3-D-Kameraflügen aufgeblähten Roaring-Twenties-Partys bald einem gezügelten, ja intimen Melodrama. Schauspielerisch hat das viel zu bieten, aber Luhrmanns Hang zur Symbolik und seine Ehrfurcht vor dem Roman -- Tobey Maguire als Erzähler liest ziemlich wörtlich daraus vor -- sind der Eleganz abträglich. Übrig bleibt ein Epos, das sich verneigt und dabei grosse Gesten macht. Das sieht sehr verkrampft aus.

Pascal Blum

Overkill ist gar kein Ausdruck für die Ausstattung, die Massenchoreographie der Partys, die Champagnerduschen und Feuerwerke dieses Films. Regisseur Baz Luhrmann und sein großer Gatsby, Leonardo DiCaprio, holen die Roaring Twenties entschlossen in die Gegenwart, mit Hiphop-Beats, turbogetunten Oldtimern und einer turbogetunten Kamera. Nur die stille Sehnsucht dieses mythischen Aufsteigers, der seine verlorene Liebe Daisy wiedergewinnen will, geht darin unter. Sie bekommt nicht mehr den Raum, den man zum Mitträumen braucht.

Tobias Kniebe

Il reste regrettable que les habituelles niaiseries du genre viennent s’immiscer de manière si grossière dans les vingts dernières minutes, nous rappelant la nature première du film : celle d’un divertissement efficace, visuellement épatant, mais déséquilibré par ses nombreuses superficialités.

Bruno Rit

Par une utilisation anachronique de certaines musiques, un recours sans mesure à la 3D et aux effets spéciaux, Baz Luhrmann signe un film aussi chargé que les décors de la demeure de Gatsby, mais étonnamment fascinant.

Arnaud Schwartz

Galleryo

Sight & Sound, 2/14/2014
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The New York Times, 5/9/2013
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The Guardian, 5/2/2013
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Tages-Anzeiger, 5/15/2013
Der grosse Verschwender

Baz Luhrmann hat «The Great Gatsby» als digitalen Bilderrausch neu verfilmt. In 3-D und mit Leonardo DiCaprio in der Rolle des Aufsteigers, der zwischen Alkohol und schnellen Autos schliesslich zugrunde geht.

From Florian Keller

Am Ende ist der Himmel eine Buchstabensuppe, und aus der wolkigen Brühe schweben uns die berühmten letzten Worte aus dem Roman entgegen. Da sieht man, wo das hinführt, wenn falsch verstandener Respekt vor einem literarischen Klassiker dem Kino die Fantasie vernebelt. Wenn dem Regisseur nichts mehr einfällt, kann er immer noch die Buchstaben tanzen lassen. Ein dekorativer Zeichensalat in 3-D: Das ist dann, was sich das digitale Kino unter dem Zauber der Literatur vorstellt.

Dabei, man muss es sagen, macht Baz Luhrmann vieles richtig, wenn er hier F. Scott Fitzgeralds Roman «The Great Gatsby», diesen Schlüsseltext der amerikanischen Moderne, mit allen Mitteln der Überwältigungskunst für die Multiplexe frisiert. Allzu grosse Ehrfurcht vor geheiligten Klassikern konnte man ihm bisher auch nicht vorwerfen. Luhrmann setzte ja schon Shakespeare auf Speed, als er «Romeo + Juliet» so respektlos wie werktreu für die Generation MTV aufdatierte. Darum: Ein Gatsby à la Luhrmann, das ist eigentlich eine traumhafte Paarung, ein «match made in heaven», sollte man meinen.

Übergrosse Gefühle

Der Roman von 1925: ein Epochengemälde über die rauschende Dekadenz der Roaring Twenties, vor allem aber eine moralisch ambivalente Parabel über den amerikanischen Traum samt seinen Schattenseiten, über märchenhaften Reichtum und die bodenlose Leere dahinter. Und über eine unerfüllte, also unsterbliche Liebe. Der Regisseur: ein verschwendungssüchtiger Dirigent der Grandezza, ein Meister der Extravaganz, der das Kino bespielt wie eine Opernbühne der Popkultur, mit grossen Gesten und übergrossen Gefühlen vor Kulissen von barocker Künstlichkeit. Siehe «Strictly Ballroom», siehe «Moulin Rouge».

So einer hätte Fitzgeralds Roman auch zu einer Ausstattungsorgie von ungebrochen nostalgischem Geist verkürzen können. Doch der 50-jährige Australier tut erst einmal das Gegenteil: Luhrmann steigt mit einer Rahmenhandlung ein, die das Geschehen bis in die Jahre nach dem Boom verlängert, bis ins böse Erwachen von 1929, das Fitzgerald erst ahnen konnte. Die grosse Party ist aus, zurück bleiben der Kater und ein ganzer Katalog von Symptomen der Zerrüttung: So lässt sich Nick Carraway, gespielt von Tobey Maguire, in ein Sanatorium einliefern, während draussen alles unter Frost begraben liegt.

Der Film macht aus Carraway einen depressiven Alkoholiker – also das, was später aus Fitzgerald werden sollte. Wenn Luhrmann damit die Grenzen zwischen dem Autor und seinem Icherzähler vermischt, würde man ihm das zwar in jedem Proseminar rot anstreichen. Aber bei Fitzgerald, dem ersten Glamour Boy des Literaturbetriebs, der den exzessiven Lebensstil, den er beschrieb, mit jeder Faser vorlebte, passt das schon. Und schliesslich sind wir hier im Kino, nicht im Literaturseminar, da nennen wir das künstlerische Freiheit.

Neureiche und alter Geldadel

«The Great Gatsby» erreicht uns also als therapeutischer Erguss: Patient Carraway soll sich im Sanatorium seinen Kummer von der Seele schreiben. Da legt einer Rechenschaft ab: Er blendet zurück, wie er, der junge Karrierist von der Wallstreet, in den Dunstkreis von Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) gerät, seinem schillernden, unfassbar reichen und unfassbar grosszügigen Nachbarn auf Long Island. Wie er sich mitreissen lässt vom Taumel der Partys, die Gatsby auf seinem Anwesen gibt, und wie er allmählich dahinterkommt, dass der ganze verschwenderische Zirkus nur die elaborierte Kulisse eines Emporkömmlings ist. Wie Gatsby so die Liebe seiner Daisy (Carey Mulligan) zu gewinnen hofft, die am anderen Ende der Bucht residiert, im Schoss des alten Geldadels. Und wie am Ende alles kaputtgeht an der Sorglosigkeit der reichen Leute, die sich mit ihrem alten Geld unbeschadet aus der Affäre ziehen.

Die Superreichen feiern ihre Exzesse, aber die Rechnung nach dem Crash zahlen die anderen: Man sieht schon, warum dieser Roman jenseits von oberflächlichem Retrochic so gut in unsere Zeit passt. Fitzgeralds Buch bietet eine gestochen scharfe Analyse der Verheissungen des amerikanischen Traums, der dann doch wieder an den alten Schranken der sozialen Klassen zerschellt. Diese Klarheit, diese schlichte Eleganz geht der Regie von Baz Luhrmann ab. Selbst in der rauschhaften Opulenz, seiner eigentlichen Paradedisziplin, wirkt er hier fahrig statt frenetisch wie noch in «Moulin Rouge».

Das liegt auch an der unseligen Entscheidung, in 3-D zu drehen. Da ist kein Funkeln, kein Glitzern in den Bildern, nur dieses matte digitale Schillern. Klar, in der dritten Dimension wirkt dafür der ganze Prunk noch obszöner, die Rücksichtslosigkeit der Oberschicht noch ordinärer: Wenn Daisys Ehemann an seiner Zigarre zieht, brennt sich die Glut einem förmlich ins Auge. Aber 3-D verlangt nach einem gleitenden Blick, das verträgt sich schlecht mit dem hyperkinetischen Stakkato von Luhrmann.

So hat dieser «Gatsby» oft dort seine besten Momente, wo er zwischen zu viel Alkohol und zu schnellen Autos vorübergehend zur Ruhe kommt: Wenn Gatsby, jetzt nervös wie ein Teenager, im grotesk überfüllten Blumenzimmer sitzt, das er für das Wiedersehen mit seiner Daisy hat herrichten lassen, eine romantische Staffage von totaler Künstlichkeit. Oder ganz zum Schluss, wenn Gatsbys Schloss wie ein ausgestorbener Traum sich erhebt, ein Mausoleum des Reichtums wie einst in «Citizen Kane».

Zu viele berühmte Worte

Die Schauspieler: tadellos, allesamt. Allen voran Leonardo DiCaprio, ein würdiger Nachfolger von Robert Redfords Gatsby aus der Verfilmung von 1974. Die mondäne Fassade des Gentlemans steht ihm blendend, und als er einmal kurz die Beherrschung verliert, ist er wieder ganz Romeo, blind vor Liebe und rasend vor Verzweiflung. Carey Mulligan ist die perfekte Daisy, ein scheinbar zerbrechliches Ding, das sich in Koketterie und Indifferenz flüchtet, ein Spielball für die Fantasien der Männer.

Nur schade, dass der Regisseur sich lange gar nicht richtig dafür interessiert, was seine Darsteller so treiben, weil er zu sehr mit der Partylogistik beschäftigt ist. (Man achte auf die aufblasbaren Zebras, die im Pool schwimmen, sehr hübsch!) Luhrmann überrollt sein Publikum zwar mit optischen Reizen, unterfordert es inhaltlich aber permanent. Und Maguires Erzählerstimme aus dem Off ist ein Ärgernis, wie sie immer noch erklärt, was der Film zeigt. Wie hier der Exzess kommentiert wird, auf dass wir jede Lektion begreifen: So klingen selbst berühmte Worte hohl.

All rights reserved Tages-Anzeiger. Provided by Tages-Anzeiger Archiv
Berliner Zeitung, 5/15/2013
All rights reserved Berliner Zeitung. Provided by Berliner Zeitung Archiv
3/7/2014
All rights reserved Frankfurter Allgemeine Zeitung. Provided by Frankfurter Allgemeine Zeitung Archiv
Baz Luhrmann Analyses a Key Scene
Mekado Murphy / The New York Times
en / 12/2/2016 / 2‘43‘‘

Making Of: Visual Effects
Chris Godfrey / Movieclips
en / 7/15/2013 / 4‘43‘‘

The Musical World of "The Great Gatsby"
From Robert Siegel, Audie Cornish / NPR
en / 8‘20‘‘

Movie Datao

Other titles
Der große Gatsby DE
Gatsby le magnifique FR
Genre
Drama, Romance
Running time
143 Min.
Original language
English
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Cast & Crewo

Leonardo DiCaprioJay Gatsby
Tobey MaguireNick Carraway
Carey MulliganDaisy Buchanan
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Bonuso

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Baz Luhrmann Analyses a Key Scene
The New York Times, en , 2‘43‘‘
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Making Of: Visual Effects
Movieclips, en , 4‘43‘‘
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gText
Review Sight & Sound
Nick Pinkerton
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Review The New York Times
A. O. Scott
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The Reception History of the Book
The Guardian / Sarah Churchwell
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Review Tages-Anzeiger
Florian Keller
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Review Berliner Zeitung
Harald Jähner
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Hintergrund: Die "Große-Gatsby-Kurve"
Frankfurter Allgemeine Zeitung / Rainer Hank
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The Musical World of "The Great Gatsby"
NPR / en / 8‘20‘‘
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