Le théorème de Marguerite
Anna Novion, France, Switzerland, 2023o
Marguerite is a young and brilliant mathematician, the only girl in her class at the ENS, entirely devoted to her passion. The day she discovers an error in her thesis, she is devastated. In a dizzy spell, she leaves the school, wipes out the past. She then dives into the real world, discovers autonomy, befriends the young Léa, and makes love for the first time.
Marguerite ist eine hochbegabte Doktorandin der Mathematik, der die Hochschule so heimelig ist, dass sie dort in Pantoffeln umhergeht. Ihr Professor hält sie an, Mathematik und Emotionen zu trennen, was ihr zumeist leichtfällt, denn von letzteren hat sie nicht viele. Bis sie bei der Präsentation ihres Theorems kläglich versagt: Da implodiert sie förmlich, bricht sofort das Studium ab und fängt an, sich mit kleinen Jobs und illegalen Mah-Jongg-Spielen – auch das fast pure Mathematik – über Wasser zu halten. Für den Laien restlos unverständliche mathematische Formeln sind bekanntlich kein filmischer Stoff, der sich aufdrängt. Doch der Regisseurin Ann Novion gelingt es, uns so empathisch an die Hauptfigur zu binden, dass wir mitfiebern, zumal klar wird, dass Marguerite es nie aufgegeben hat, ihr Theorem zu beweisen. Das Einzige, was man dem Film stellenweise vorwerfen kann, ist eine etwas zu banale Trennlinie zwischen Ratio und Gefühlswelt, zumal die wunderbar feinfühlige Schweizer Schauspielerin Ella Rumpf, die für ihre Leistung den französischen César als beste Nachwuchshoffnung und den Schweizer Filmpreis als beste Darstellerin gewann, ständig das Gegenteil beweist: Die Quadratwurzel aus Delta minus zwei X birgt da pure Leidenshaft, während in jeder emotionale Regung Marguerites auch ein bisschen Berechnung steckt.
Till Brockmann