Die Theorie von Allem
Timm Kröger, Germany, Austria, Switzerland, 2023o
Johannes, a doctor of physics, travels with his doctoral supervisor to a scientific congress in the Alps. A series of mysterious incidents occur on site. He meets Karin, a mysterious jazz pianist who seems to know more about him than she can know. Suddenly, mysterious deaths begin to pile up and Johannes tries to uncover the secret under the mountain.
Der Titel dieses Film erfüllt definitiv, was er verspricht. Denn in der Tat handelt Die Theorie von Allem von sehr vielem und damit praktisch von nichts. Der Stil ist das Einzige, das hier zählt, doch der hat es in sich: Nach einer Eröffnungsszene mit gnadenloser Fernsehästhetik der siebziger Jahre, in der ein verstörter Physiker von einem Talkmaster verhöhnt wird, weil er seine Abhandlung über die Quantenphysik in Form eines autobiografischen Romans veröffentlicht hat, springt die Handlung zu einem Physikerkongress in den Bündner Bergen, wo unser Mann einst seinen mürrischen Doktorvater hinbegleitete und auf seltsame Professoren, Agenten und eine Femme fatale traf, die alle einem geheimnisumwitterten Naturphänomen auf der Spur waren und einander teilweise den Garaus machten. Doch eben: Dies alles spielt kaum eine Rolle, denn der deutsche Kameramann Tim Kröger legt seine dritte Regiearbeit als ein einziges Labyrinth von Filmzitaten aus den vierziger Jahren an, der Blütezeit des Film noir: verkantete Perspektiven wie bei Carol Reed, kristallines Schwarzweiss wie beim jungen David Lean und Hitchcock-Anspielungen am Laufmeter … Auch wenn die Figuren dabei Schablonen und die Story eine Chimäre bleiben: Gekonnt gemacht und schön anzusehen ist es, am allerschönsten die gestochen scharfen Schneelandschaften in fein nuancierten Graustufen sowie die Konjunktiv-Orgie zum Abschluss, in der das weitere Leben des Protagonisten in der Möglichkeitsform stenographiert wird.
Andreas Furler