The Bikeriders

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Der Amerikaner Jeff Nichols hat seit seinem Erstling Shotgun Stories (2006) eine ganze Reihe atmosphärisch geladener Geschichten über Männer, ihre Nöte, Bünde und Fehden im mittleren Westen und Süden der USA seit den 1950er Jahren inszeniert. Wo's gelingt wie in Take Shelter, sind das auch präzise Studien des erratischen Verhaltens, zu dem wortkarge Ausharrer in Krisensituationen neigen, oder zumindest Huldigungen ans Ausharren gegen Zumutungen wie in Loving. Wo's misslingt, versteigt sich Nichols auf seiner ewigen Suche nach den wahren Werten und Männern der amerikanischen Working Class zur Stilisierung obsoleter Machorituale, wie sie der US-Fotograf Danny Lyon in seinem Bild- und Interviewband The Bikeriders 1968 dokumentiert hat. Ausgehend von Lyons Buch, erzählt Nichols von einer Motorradgang im Chicago der sechziger Jahre, in welcher der schlaksige Rocker Benny zwischen seiner Liebsten und dem Ruf seines Gangleaders schwankt. Dabei kapriziert sich Nichols auf die bizarre Trennung zwischen einer Zeit relativer Unschuld, in der bloss geprahlt, gesoffen und geprügelt wurde, und einer Spätzeit, in der kaputte Vietnamveteranen und mit ihnen harte Drogen, handfeste Kriminalität und offene Gewalt gegen Fauen überhand nahmen. Vor allem aber klafft in der Mitte der nostalgischen Kumpanei mit den Mackern alter Schule ein mythisch verbrämtes Loch: Der supercoole und obertoughe Benny, der keine Geschichte hat, niemals weint und es endlich doch tut, ist faktisch eine Figur ohne Eigenschaften. Definitiv ein Fall für Männer, denen alles etwas schwerer fällt.