Mothers' Instinct
Benoît Delhomme, USA, Belgium, 2024o
The USA in the early sixties: Neighbors and best friends Alice and Céline lead a suburban life in perfect harmony with their two husbands and their two only eight yeras old sons. But the fatal accident involving Céline's son shatters the idyll. Alice's overprotected son becomes a surrogate son for Celine, while Alice suspects her friend, initially secretly and then more and more openly, of being up to no good.
Es mag zunächst seltsam klingen, doch dieses Psychodrama über zwei benachbarte Mütter und ihre zwei gleichaltrigen Söhnchen, von denen der eine zu Tode stürzt und der andere zum Zankapfel wird, bietet ein hochästhetisches und letztlich unbeschwertes Kinovergnügen. Der Grund für das Paradox liegt während der ersten Hälfte in der exquisiten Inszenierung auserlesener Dekors, Kostüme und bürgerlicher Verhaltensweisen der frühen Sechzigerjahre, die das Drama des Kindstodes in einen Mantel adretter Arrangements hüllen. Die beiden Frauen sind selbst im emotionalen Tumult stets wie aus dem Ei gepellt und servieren geometrisch assortierte Häppchen, die Männer mit ihren dunklen Hüten und weissen Hemden mixen lieber Drinks als Worte und nippen zu jeder Tageszeit an Whiskeygläsern – wer die Serie Mad Men gesehen hat, fühlt sich da sofort zu Hause. Folgerichtig auch, wie sich in dieser Phase bereits Thriller-Elemente ins Drama einschleichen. Die verschonte Mutter (eine exzellente Jessica Chastain) beginnt die betroffene (eine ebenbürtige Anne Hathaway) zu verdächtigen, ihrem Sohn, dann ihrer Schwiegermutter an den Kragen zu wollen, doch klärende Gespräche und Medikamente sedieren den Krimiplot noch eine Weile. Erst im letzten Drittel bricht das lang angedrohte Böse durch, dies indes auf derart absurde Weise, dass man es offensichtlich nicht ernst nehmen soll. Was als Drama anfing und zum Psychothriller mutierte, endet als schwarze Komödie. Wie gesagt: ganz schön böse und sehr vergnüglich.
Andreas Furler