Handling the Undead
Thea Hvistendahl, Sweden, Norway, Greece, 2024o
Anna has recently lost her young son, but her father has dug up his grandson in the cemetery because he can't stand to see his daughter in agony. Tora has just buried her partner, but now she stands silently in the kitchen. David and his two children have lost their mother in a car accident that evening, but she has apparently come back to life. But the deceased are not really alive. What are they and what do they want?
Schwelgerische Kamerafahrten durch schwülheisse Sommernächte in Oslo, ein melancholischer Abschiedstanz zweier Lebensgefährtinnen (eine von ihnen bereits verstorben) und die Frage nach der angemessenen Reaktion, wenn ein frisch verstorbenes Familienmitglied plötzlich in die Trauerbewältigung hineinplatzt: Solche Dinge erwartet man nicht unbedingt von einem Zombiefilm. Sie machen das Besondere an Handling the Undead aus, dem Siegerfilm des kürzlichen Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF). Das Erstlingswerk der norwegischen Regisseurin Thea Hvistendahl basiert auf einem Roman von John Ajvide Lindqvist. Wer dessen Werk und insbesondere die Verfilmungen Let the Right One In und Border kennt, ist mit Lindqvists origineller Umdeutung klassischer Monstererzählungen zu traurig-poetischem Sozialrealismus bereits vertraut. Wie diese Filme verzichtet Handling the Undead fast gänzlich auf künstlich erzeugte Spannung und setzt stattdessen auf die geduldige Beobachtung der Figuren, die einen angemessenen Umgang mit der unerklärlichen (und unerklärten), aber existenziellen Situation suchen. Innerhalb des übernatürlichen Szenarios wiederum setzt der Film auf unbedingten Realismus. Auch wenn man sich von der melancholischen Gemächlichkeit der Inszenierung und der Schönheit der 35mm-Bilder ein Stück weit einlullen lassen kann, rührt dieser Realismus manchmal an die Grenze des Angenehmen – im guten Sinne. Das gilt etwa für das Design der Untoten, bei dem sich die Maskenbildner an realen Verwesungsprozessen orientierten, fast noch mehr aber für Szenen wie jene, in der sich eine Mutter als Reaktion auf die unerwartete Rückkehr ihres Sohnes erst mal eine Zigarette anzündet, dann ihren Kopf mit Klarsichtfolie umwickelt und ohnmächtig umkippt.
Dominic Schmid