Three Kilometres to the End of the World
Emanuel Pârvu, Romania, 2024o
Adi is spending the summer in his home village in the Danube Delta. One night he is brutally attacked on the street, the next day his world is turned upside-down. His parents no longer look at him as they did, and the seeming tranquility of the village starts to crack.
Das rumänische Kino hat seit dem Aufkommen der „Neuen Welle“ in den 2000er Jahren bis zum jüngsten Wurf von Radu Jude schon viele grssartige Filme hervorgebracht. Hier ist ein weiteres Beispiel, das nicht zufällig in den Wettbewerb von Cannes aufgenommen wurde. Drei Kilometer bis zum Ende der Welt, die dritte Regiearbeit des Schauspielers Emanuel Parvu, führt uns in das Donaudelta, eine Region, die nicht ganz so friedlich ist, wie sie scheint. Der 17-jährige Adi verbringt den Sommer in seinem Heimatort, als er eines Abends beim Verlassen eines Nachtclubs verprügelt wird. Sein Vater ist empört und macht sich sofort auf die Suche nach den Verantwortlichen, um bald herauszufinden, dass es sich um einen homophoben Angriff der Söhne des einflussreichsten Mannes der Gegend handelt, bei dem er selbst verschuldet ist. Es ist zu spät, den Fall zu vertuschen, da sich die Ereignisse überschlagen und die Polizei, die Kirche und das Sozialamt involviert sind ... Wie sein Lehrer Cristian Mungiu (R.M.N.) geht der Filmemacher von einem Einzelfall aus, um die Werte und die Funktionsweise einer ganzen Gemeinschaft in Frage zu stellen. Nur der allzu passive Charakter von Adi kann dem Filmemacher vorgeworfen werden, der stattdessen den zerrissenen Vater und den kompromissbereiten Polizeichef in den Mittelpunkt stellt. Zwischen archaischen Reflexen (“ Umorientierung “ des jungen Mannes durch einen Exorzismus) und der Versuchung, sich auf dem Rücken der Schwächsten zu arrangieren, ist das Sittenbild nicht gerade schmeichelhaft und liefert genug Gründe, um Richtung Stadt fliehen zu wollen. Aber der Film, der mit einer humanistischen Einstellung in aller Ruhe seine Komplexität entfaltet, macht einfach unglaublich Spass.
Norbert Creutz